Biologischer vs. Konventioneller Anbau
– macht das wirklich einen Unterschied?
Von beiden Begriffen hat man schon einmal gehört, doch was steckt eigentlich hinter biologischer
und konventioneller Landwirtschaft?
Beginnen wir einmal mit der konventionellen Landwirtschaft. Denn diese Form der Landwirtschaft ist in Deutschland am weitesten verbreitet und wird in 90% der deutschen Betriebe praktiziert. Ein Großteil unserer Nahrungsmittel stammt somit aus konventioneller Landwirtschaft. Dabei verfolgt der konventionelle Anbau ein klares Ziel: Es sollen möglichst viele Lebensmittel zu möglichst geringen Preisen erzeugt werden, um so die Bevölkerung ausreichend versorgen zu können. Dieses Ziel ist in Großbetrieben meist leichter zu erfüllen als in kleinen
Betrieben, da Großbetriebe in größerer Menge zu einem günstigeren Stückpreis produzieren können. Aus diesem Grund kann beobachtet werden, dass die Anzahl deutscher Landwirtschaftsbetriebe in den letzten 40 Jahren von über 2 Millionen Betriebe auf unter 300.000 gesunken ist. Die verbleibenden Betriebe haben sich meist auf bestimmte Nahrungsmittel spezialisiert, wodurch es zu Monokulturen kommt, also dem Anbau der immer gleichen Pflanzen über mehrere Jahre. Auch die Massentierhaltung wird vorwiegend in der konventionellen Landwirtschaft betrieben. Die Folgen auf die Umwelt sind insgesamt gravierend:
1. Der Boden verliert an Fruchtbarkeit
Durch die intensive landwirtschaftliche Bewirtschaftung der Felder verliert der Boden an Nährstoffen. Zudem gehen durch Düngung die Mikroorganismen im Boden verloren, welche normalerweise für eine lockere Bodenstruktur sogen und das Wasser im Boden filtern. Durch den Anbau von Monokuluturen, aber wenigen verschiedenen Pflanzen über einen langen Zeitraum, werden dem Boden die immer gleichen Nährstoffe entzogen, die die Pflanzen zum Wachsen benötigen. Langfristig sinkt somit der Nährstoff-Anteil im Boden und dieser wird unfruchtbar. Damit trotzdem Pflanzen wachsen können, wird Dünger eingesetzt, der jedoch zu einem weiteren Absterben der Mikro-Organismen führt, wodurch eine Abwärtsspirale entsteht. Zudem fehlt auf den Äckern die natürliche Vegetations-Schicht, welche den Boden vor der Witterung schützen soll. Das führt dazu, dass der Boden durch Wind und Regen abgetragen wird.
2. Es kommt zu Wasser- und Luftverschmutzung
Durch Dünger und Massentierhaltung gelangen Gülle, Medikamente und Giftstoffe in den gesamten Wasserkreislauf. Also in Flüsse, Seen, Meere und in unser Grundwasser, welches die Grundlage für unsere Ernährung bildet. Die Luftqualität wird durch verschiedene Treibhausgase belastet. Bei der Herstellung von Dünger entstehen CO2 und Lachgas. Methan entsteht vor allem im Magen von Wiederkäuern, wie z.B. Kühen. Dabei belastet Methan die Atmosphäre im Vergleich 21 Mal so stark wie CO2. In Deutschland ist die Landwirtschaft der zweitgrößte Emittent von klimaschädlichen Treibhausgasen. 90% der Emissionen entstehen allein durch die Tierzucht.
3. Der Energieverbrauch steigt
Die Herstellung von Nahrungsmittel benötigt viel Energie. Ein Großteil des Energieverbrauchs fällt bei der Herstellung von Dünger an und für die Nutzung großer landwirtschaftlicher Maschinen, mit denen die Felder bearbeitet werden. Bei der Weiterverarbeitung der Lebensmittel wird ebenfalls Energie verbraucht. Im Vergleich zeigt sich, dass tierische Produkte zudem einen deutlich höheren Energiebedarf haben als nicht-tierische Produkte. Denn die Herstellung tierischer Produkte erfordert viele Schritte und ist damit sehr energieintensiv – Zucht, Melken, Stallreinigung, Schlachten, Verpacken, Transport, Verkauf.
4. Die Artenvielfalt geht verloren
Für die großen, landwirtschaftlichen Flächen müssen die Lebensräume vieler Tierarten weichen. Durch die zusätzliche Nutzung von Dünger und Pestiziden reduziert sich der Lebensraum weiter.
Zusammenfassend kann man also sagen: Dank der konventionellen Landwirtschaft haben wir einen stabilen Lebensmittelmarkt, auf dem stets ausreichend Nahrung zu angemessenen Preisen vorrätig ist. Gleichzeitig führt der konventionelle Anbau jedoch zu massiven Umweltschäden und gefährdet somit unsere zukünftige Versorgung mit ausreichend Lebensmitteln.
Konventionelle Landwirtschaft steht auch oft aufgrund der geringen Lebensmittelpreise in der Kritik. Diese Preisen können meist nur durch geringe Löhne für die Mitarbeitenden und durch hohe Subventionen durch den Staat erzielt werden. Keine andere Branche erhält in Deutschland so viel staatliche Unterstützung wie die konventionelle Landwirtschaft. Denn aufgrund der niedrigen Marktpreise können viele landwirtschaftliche Betriebe ihre Kosten nicht decken. Zum Ausgleich erhalten die Betriebe Förderungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene.
Konventionelle Landwirtschaft – Zusammenfassung
Im Gegensatz dazu stellt der biologische Anbau eine Methode zur umweltverträglichen Erzeugung von qualitativ hochwertigen Lebensmitteln dar. Es wird ein möglichst geschlossener Betriebskreislauf angestrebt, bei dem die natürlichen Ressourcen zwar genutzt, aber trotzdem erhalten werden. Auf den Einsatz von synthetischen Pestiziden und Düngern wird gänzlich verzichtet und es werden stattdessen Verfahren angewendet, die mit der Natur, statt gegen sie, arbeiten. Eine Methode ist bspw. die Fruchtfolge, d.h. dass verschiedene Pflanzen mit unterschiedlichen Bedürfnissen abwechselnd angebaut werden. Das stärkt auf natürliche Weise den Boden und verringert somit Krankheiten. Durch den Wegfall synthetischen Dünger hat die biologische Landwirtschaft auch einen geringeren Energieverbrauch. Zudem kann durch die die umweltschonende Produktion der Ausstoß von Treibhausgasemissionen reduziert werden – Bei pflanzlichen Produkten um durchschnittlich 15 Prozent und bei tierischen Produkten um rund 10 Prozent.
Neben dem Kauf von Lebensmitteln aus biologischer Landwirtschaft ist es auch wichtig, saisonale Lebensmittel aus der Region zu kaufen. Oftmals werden regionale und saisonale Lebensmittel als Synonyme verwendet, dabei sollte zwischen den Begriffen unterschieden werden.
Saisonalität
Die Saison bezeichnet die naturgegebenen, jahreszeitlichen Bedingungen in der Landwirtschaft. So unterscheiden sich je nach Jahreszeit die klimatischen Bedingungen wie die Temperatur und die Tageslänge. Diese Bedingungen bestimmen, wann welches Obst und Gemüse wachsen kann. Dementsprechend versteht man unter saisonalen Lebensmitteln Obst und Gemüse, welches von Natur aus zu einer bestimmten Zeit im Jahr reif ist und geerntet wird. Im Rahmen der Globalisierung birgt der Begriff jedoch ein großes Problem. Denn wenn man die weltweiten Klimabedingungen betrachtet, dann herrscht irgendwo auf der Welt immer das passende Klima, um bestimmtes Obst und Gemüse anzubauen. Nach dieser Definition könnte also auch Spargel aus Peru als saisonales Gemüse bezeichnet werden. Und auch wenn der Anbau zwar in Deutschland erfolgt, so werden einige Obst und Gemüsesorten angebaut, wenn sie eigentlich noch keine Saison haben. Dies geschieht meist in beheizten Gewächshäusern, welche erhebliche Treibhausgasemissionen verursachen. Wir merken uns also: Saison = Jahreszeit, in der Obst und Gemüse im Freiland wächst.
Regionalität
Für eine nachhaltige Ernährung ist es aufgrund langer Transportwege daher entscheidend, nicht nur auf die Saisonalität zu achten, sondern auch auf die Regionalität. Unter Regionalität versteht man Obst und Gemüse, welches in derselben Region angebaut wird, in welcher es auch verbraucht wird. Wie groß die Entfernung dabei sein darf, ist nicht genau festgelegt. Es ist also ratsam, genau nachzufragen, wo die Lebensmittel herkommen und auf konkrete Regionsangaben wie bspw. „Rheinland“ zu achten. Denn oftmals wird der Begriff zu Marketingzwecken genutzt und Lebensmittel, welche als regional beworben werden, legen teilweise erhebliche Entfernungen zurück. Der Vorteil von regionalen Lebensmitteln ist vor allem die Frische und der Geschmack des Obsts und Gemüses. Zudem stärkt man durch den Kauf von regionalen Lebensmitteln die lokalen Landwirt*innen und spart Treibhausgasemissionen dank der kürzeren Transportwege.
Biologische Landwirtschaft – Zusammenfassung
Um sich nachhaltig zu ernähren, ist es also wichtig, darauf zu achten, woher das Obst und Gemüse stammt und ob es derzeit Saison hat. Achtet man nur auf einen der beiden Aspekte, birgt das die Gefahr von versteckten Emissionen (z.B. durch den Anbau in beheizten Gewächshäusern oder durch lange Transportwege).
Unser Fazit daher: Der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Ernährung stellen biologischer Anbau, Regionalität und Saisonalität dar.
Weitere Informationen zu dem Thema Landwirtschaft sowie entsprechende Filmempfehlungen findest du hier:
“Planet e – Alles bio, alles gut?” (2019)
Die Dokumentation beschäftigt sich mit dem Wandel der Bio-Branche und zeigt auf, dass viele Bio-Produkte nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Bio-Gedanken zu tun haben. Denn die Methoden der konventionellen Landwirtschaft sind auch zunehmend in Bio-Betrieben zu finden.
“Ernährung Global – Herausforderungen & zukunftsfähige Alternativen” (2017)
Im Rahmen einer Ausstellung zu dem Thema “Ernährung Global” hat die Bürgerstiftung Pfalz eine begleitende Broschüre erstellt. In dieser werden die globalen Zusammenhänge der Lebensmittel-Industrie verständlich heruntergebrochen und wichtiges Hintergrundwissen vermittelt.
“Unser Boden, unser Erbe” (2021)
Der Dokumentarfilm „Unser Boden, unser Erbe“ zeigt, wie wichtig und zugleich extrem bedroht unsere Lebensgrundlage, der Boden ist. Regisseur Marc Uhlig vermittelt eindringlich, warum die kostbare Ressource unsere größte Wertschätzung verdient. Denn wir alle können zum Erhalt der Bodenfruchtbarkeit beitragen – ob als Landwirt, Gärtner oder Konsument im Supermarkt! Experten wie TV-Köchin Sarah Wiener und Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker geben wertvolle Denkimpulse. Ein inspirierendes Plädoyer für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und nachhaltige Ernährung
“Bauer Unser” (2016)
Die Bäuerinnen und Bauern produzieren die Lebensmittel. Der Handel vertreibt die Lebensmittel. Wir alle kaufen die Lebensmittel. Man möchte meinen, alle in diesem Kreislauf profitieren von diesem Verhältnis untereinander. Die Realität in der Landwirtschaft, in der Agrarpolitik und im Handel stellt sich aber gänzlich anders dar.